Perfektionismus – ein Phänomen, das mir in verschiedenen Lebensbereichen immer wieder begegnet, v.a. wenn es um Nachhaltigkeit geht und um den Aufbau des eigenen Business. Wir leben oftmals in einer alles oder nicht Mentalität. Kennst du das von dir auch? Du hast Träume, Ziele und Visionen, doch irgendwas hält dich immer zurück?
„All in“ zu gehen ist definitiv nicht verkehrt, doch solltest du immer im Blick haben und unterscheiden, dass es einen Unterschied zwischen „Ich gebe jetzt alles“ und „Ich muss alles richtig sowie perfekt machen“ gibt. Letzteres hemmt unglaublich, schwächt dein Selbstwertgefühl, weil du die Messlatte viel zu hoch setzt. Dies wiederum führt dazu, dass du unzufrieden bist, was sich auf deine Motivation auswirkt und du so nicht kontinuierlich am Ball bleiben wirst.
Was sind die Ursachen für Perfektionismus?
Ein wichtiger Faktor ist die Erziehung. Wird ein Kind von Eltern großgezogen, die Grenzen setzen und auf die Gefühle des Kindes eingehen, sogenannte autoritative Eltern, ist das Kind meist zufrieden, wenn etwas „gut genug“ ist und hat keine Angst auch mal einen Fehler zu machen. Wird ein Kind hingegen von autoritären Eltern erzogen, erlebt dieses Kind eine angstbezogene Kindheit, da die Eltern auf die Regeln beharren und das Gehorsam des Kindes belohnen. Eine autoritäre Erziehung in der Kindheit führt daher mit dazu, dass ein Kind später auch im Erwachsenenalter Angst hat etwas falsch zu machen oder auch etwas Falsches zu sagen.
Ein weiterer Aspekt ist die Erfahrung, die ein Kind in der Schule macht. Hier gibt es ähnlich wie in der autoritären Erziehung starre Regeln und Leistung wird mit guten Noten belohnt. Fehler werden deutlich sichtbar rot angestrichen. Klassenarbeiten werden auf Basis dieser Fehler bewertet und ein Kind lernt so, dass es keine Fehler machen darf, wenn es gut sein möchte. Kommen dann noch Eltern hinzu, die schlechtere Noten bestrafen, entsteht ein teuflischer Kreislauf aus: “Ich bin nicht gut genug – Ich muss gut sein, damit ich geliebt werde – Ich muss perfekt sein – Ich muss mich anstrengen – Ich darf nicht versagen – Ich habe etwas nicht gut genug gemacht – Ich bin nicht gut genug -Ich muss mich anstrengen – Ich muss perfekt sein – Sonst werde ich nicht geliebt.”
Jede weitere negative Erfahrung, die ein Kind mit diesem Glaubensmuster macht, wird es weiter in die Verstrickung dieses Musters ziehen.
Social Media kommt heute noch als Gefahr hinzu, denn in den meisten Fällen wird dort nur das gezeigt, was perfekt ist. Auch wenn es eine immer größere Bewegung gibt, die sich für eine realistische Abbildung von Körpern und Leben einsetzt, die zeigt, dass nicht immer alles perfekt ist. Doch werden Menschen mit diesen Erfahrung in der Kindheit, dies zwar sehen, aber oftmals nicht erkennen können.
Die Folgen sind neben krankhaften Perfektionismus, z.B. Essstörungen oder Burn-Out. Die Ursache für Perfektionismus liegt nicht allein in unserer Kindheit. Es gibt Menschen, die sind sind von Natur aus „etwas vorsichtiger“ als andere und sorgen sich mehr. Hinzu kommen die Erfahrungen, die ein Mensch im Laufe seines Lebens macht.
Wir halten fest: Unsere Kindheit spielt eine wichtige Rolle, aber auch die Erfahrungen, die wir im Laufe des Lebens machen.
Es gibt zwei Arten von Perfektionismus: Den situationsbezogenen (adaptiven) und den uns schadenden (maladaptiven) Perfektionismus.
Wenn du das Gefühl hast immer alles perfekt machen zu müssen, dann horche in dich hinein, woher dieses Gefühl kommt. Sind es die Erwartungen anderer, deine eigenen oder evtl. beides?
Der Weg aus dem Perfektionismus
Wenn du tiefer einsteigen möchtest, kann ich dir empfehlen im Rahmen einer Meditation oder Selbsthypnose in dich zu spüren und zu ergründen, wann es in deinem Leben Situationen gab, in denen du dich „nicht gut genug“ gefühlt hast und evtl. auch, wann dieses Gefühl zum ersten Mal auftrat. Oftmals hilft diese Erkenntnis schon sehr auf dem Weg weg vom Perfektionismus.
Wenn Du beobachtest, dass du in Perfektionismus verfällst, können dir diese Tipps helfen:
- Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß , gut oder schlecht – dazwischen liegt so viel mehr
- Du kannst deine Entscheidung widerrufen. Wenn du dich jetzt für etwas entscheidest, bedeutet dies nicht, dass du es nicht wieder ändern kannst. Ein Beispiel: Du wählst Instagram als Deinen Hauptkanal für dein Social Media Marketing aus, merkst dann aber, dass dein Lieblingskunde eine andere Plattform bevorzugt, dann bist du frei zu wechseln.
- Siehe Dinge, die nicht nach Deinen Vorstellungen gelaufen sind als Chance. So hast du die Möglichkeit zu lernen, dich weiterzuentwickeln und zu wachsen.
- Finde einen adäquaten Vergleichspunkt. Ein Beispiel: Der perfekte Feed auf Instagram. Du willst direkt alles richtig machen, ein perfektes Design haben und alles super professionell machen? Dieser Druck hemmt dich und du lässt es daraufhin ganz sein. Hier wäre ein adäquater Vergleichspunkt: Relevanter Content und ein noch nicht gebrandetes Design. Hier ist der Weg das Ziel.
- Vergleiche dich weniger/ nicht mit anderen. Wenn dich der Vergleich nicht motiviert, dann hemmt er dich, deine Kreativität und somit deine Entwicklung. Einfach mal machen (ohne nach links und rechts zu schauen).
- Der Weg ist das Ziel. Schritt für Schritt zum Ziel und wenn ich ehrlich mit dir bin, wird sich dein Ziel im Laufe der Zeit verändern. Abgesehen von deiner Vision, die bleibt in der Regel gleich.
Die Ursachen für Perfektionismus liegen in unserer Vergangenheit und der Drang zum Perfektionismus wird in der aktuellen Zeit durch Social Media noch verstärkt.
Ob im Business oder auf dem Weg zu einem nachhaltigen Lifestyle beobachte ich immer wieder, dass Menschen sagen, dass es sich nicht lohnt, dass alles zu kompliziert sei oder dass sie alleine nichts bewegen könnten. Auf einmal muss die ganze Wohnung plastikfrei und bio sein. Doch was steckt dahinter? Das streben nach Perfektionismus ist ein Wunsch nach Anerkennung und das Verurteilen der eigenen Vergangenheit. Verliere nicht deine Achtsamkeit und dein Bewusstsein, wähle bei jedem nächsten Mal achtsam und bewusst. Wenn du es mal vergisst, dann ist es kein Weltuntergang. Lass dich nicht davon entmutigen. Erkenne, dass du gerade eine Gewohnheit veränderst. Das ist ein Prozess und kein Schalter, den du umlegst.
Das gleiche gilt im Beruf. Kannst du dir vorstellen, wie oft ich im Berufsleben vor die Wand gerannt bin? In diesen Momenten habe ich einen Schritt zurück gemacht und alles aus einer anderen Perspektive betrachtet. Ich habe erkannt, warum ich an dieser Stelle nicht weiter gekommen bin, habe daraus gelernt und es beim nächsten Mal anders gemacht. Ganz ehrlich? Ich bin dankbar für jedes dieser Learnings, denn sonst wäre ich heute nicht da, wo ich bin und könnte meine Erfahrungen nicht weitergeben.
Zwei Gedanken für dich zum Schluss
Abschließend möchte ich noch zwei Gedanken mit dir teilen:
- Wenn du glaubst, dass du alleine nichts bewegen kannst, dann schau dich um, wie viele Bewegungen mit nur einer Person begonnen haben. Aktuellstes Beispiel ein Mädchen aus Schweden, die sich für den Klimaschutz stark macht. Begonnen hat es damit, dass sie alleine in den Streik gegangen ist. Heute kennt jeder Greta Thunberg und sie ist das Gesicht der Fridays For Future Bewegung.
- Frage dich wovor du wirklich Angst hast. Ist es wirklich die Angst etwas falsch zu machen oder ist es die Angst vor deiner wahren Größe?
Das Leben und das Business solltest du nicht zu ernst nehmen. Vielmehr als ein Spiel, das du des Spielens willen spielst und nicht, um zu gewinnen. Lass dich nicht von deinem Perfektionismus bremsen. Es zählt jeder Schritt in eine nachhaltig erfolgreiche und dich erfüllende Zukunft. Sprich über deine Schritte und Visionen. So regst du nicht nur deine Mitmenschen zu mehr Bewusstsein im Bezug auf Nachhaltigkeit und ein sinnerfülltes Leben an, sondern motivierst sie auch es dir gleichzutun – das ist es, was Sustainable Leadership auszeichnet. So hast Du die Chance eine Bewegung in Gang zu setzen. Denk immer an ein Dominospiel. Du setzt einen Stein in Bewegung und dieser wiederum einen anderen und so weiter. Jeder Schritt zählt. Jeder!
Love and rock on,
deine Luisa